Hagia Sophia (Ayasofya Müzesi)
Die Hagia Sophia zählt zu den wichtigsten architektonischen Werken Istanbuls und der Welt. Die Bezeichnung Hagia Sophia kommt von „Heilige Weisheit“. Im Türkischen wird das Gebäude "Aya Sofya" oder "Ayasofya" genannt. Ins Deutsche könnte man die Hagia Sophia mit "Sophienkirche" übersetzen.
Der heutige Bau gilt als eines der letzten Hauptwerke der Spätantike, ist aber gleichzeitig erster Repräsentant eines neuen byzantinischen Baustils, was vor allem die Kuppel betrifft, die als Vorbild für viele byzantinisch beeinflusste Kirchen gilt.
Die erste Kirche wurde von 325 bis 360 unter Konstantin II. errichtet und 404 durch einen Brand zerstört. Theodosius II. ließ sie wiederaufbauen und neu weihen, aber schon 532 fiel sie, während des Nika-Aufstandes, erneut einem Brand zum Opfer.
Der römische Kaiser Justinian (1. August 527 bis zu seinem Tod im Jahre 565 römischer Kaiser) war der strengste Verfechter der christlichen Orthodoxie und hatte sich das Ziel gesetzt, das größte Gotteshaus des Christentums zu bauen. Kaum 32 Tage nach der Zerstörung der Kirche ließ er die Bauarbeiten beginnen.
Chronisten berichten, die Form der Kirche habe Kaiser Justinian geträumt. Die Baumaterialien wurden aus allen Teilen des Reiches nach Konstantinopel, dem heutigen europäischen Teil Istanbuls, gebracht. Bei der Auswahl des Marmors wurden alle Sorten des Mittelmeergebiets getestet; es gibt sogar Unterlagen, daß Marmor von der Atlantikküste (heute Frankreich) verwendet wurde. Am 27. Dezember 537 wurde die Hagia Sophia feierlich vom Kaiser Justinian eingeweiht. Chronisten berichten, daß Kaiser Justinian, als er die Kirche erstmals gesehen hatte, die Arme zum Himmel erhob und ausrief: ”Gepriesen sei Gott, der mich dazu auserkoren hat, ein so großes Werk zu Ende führen. Oh Salomon, ich habe dich übertroffen!” Tatsächlich schien die Hagia Sophia den Tempel Salomons in den Ausmaßen, der Schönheit und dem Reichtum zu übertreffen.
Kaiser Justinian war ein weitsichtiger Herrscher und beauftragte 560 Prokopios von Caesara einen Bericht zur Bautätigkeit seiner Herrschaft zu verfassen. So blieben der Nachwelt viele detaillierten Informationen über den Bau der Hagia Sophia erhalten. Angeblich soll Kaiser Justinian selbst jeden Tag auf die Baustelle gefahren sein und aktiv an den Planungen mitgewirkt haben.
Um die Bauarbeiten zu beschleunigen, investierte Kaiser Justinian 145 Tonnen Gold. Damit konnten, so die Chronisten, 100 Meister mit je 100 Gesellen gleichzeitig an der Errichtung der Kirche arbeiten. Schon nach fünf Jahren und zehn Monaten Bauzeit konnte so die Hagia Sophia 537 als Rohbau geweiht werden. Die ionischen Architekten Anthemios von Tralles und Isidor von Milet leiteten im Auftrag von Kaiser Justinian die Bauarbeiten.
Entscheidend für die architektonische Bedeutung der Hagia Sophia ist ihre Kuppel und die durch ihre Ausmaße erzeugte Raumwirkung. Der zeitgenössische Historiker Prokop rühmte das Bauwerk: "... sie scheine wie eine goldene Kugel am Himmel zu hängen...". Die große Zentralkuppel, die von vier mächtigen Pfeilern getragen wird, hat einen Durchmesser von 33 m und stürzte schon 558 nach einem Erdbeben ein, wurde aber neu errichtet und schon 563 konnte die Kirche neu geweiht werden. Immer wieder war die Kirche durch Erdbeben vom Einsturz bedroht und wurde deshalb mehrfach durch Strebenpfeiler von außen verstärkt und gesichert. Die Hagia Sophia war die Krönungskirche der oströmischen Kaiser, war mehr als neun Jahrhunderte die größte Kirche der Christenheit und wurde erst Ende des 15. Jahrhunderts durch den Bau der Kathedrale von Sevilla übertroffen.
Am Anfang des 15. Jahrhunderts wurden alle Bauarbeiten wegen großer finanzieller Schwierigkeiten eingestellt. Am 19. Mai 1453 wurde Konstantinopel von den osmanischen Türken erobert.
Als 1453 der osmanische Herrscher Fatih Sultan Mehmed II., genannt der Eroberer, Konstantinopel (das heutige Istanbul) eroberte, endete nicht nur Herrschaft des Oströmischen Reiches, sondern kurz darauf auch die Geschichte der Hagia Sophia als Hauptkirche des byzantinischen Reiches und Mittelpunkt der gesamten Orthodoxie, nicht jedoch als Gotteshaus. Die Hagia Sophia wurde bis in das 20. Jahrhundert als Moschee genutzt.
Am späten Nachmittag des Tages der Eroberung am 19. Mai 1453 betrat Sultan Mehmet II. die Hagia Sophia. Nach neun Jahrhunderten christlicher Gottesdienste, wurden zum ersten Mal islamische Gebete in ihr abgehalten. Die Umwandlung der Hagia Sophia von einer christlich orthodoxen Kirche in eine Moschee wurde mit großem Respekt vor dem Christentum durchgeführt, selbst wenn zahlreiche Änderungen vorgenommen wurden. Das Metallkreuz in der Kuppel wurde von einem Halbmond ersetzt, das ein halbes Jahrhundert später mit dem Gold von 50.000 eingeschmolzenen Goldmünzen überzogen wurde.
Natürlich wurden ein Mihrab für das Gebet in Richtung Mekka und eine Kanzel eingebaut. Erste Minarette sollen mit einem Turm aus Holz noch am Tag der Eroberung gebaut worden sein. Die Hagia Sophia zählte über Jahrhunderte als heiligstes Gebäude im Osmanischen Reich nach der Kaaba in Mekka. Ebenso wurde von Sultan Mehmet II. der erste Turm aus Stein erbaut; der Nord-Ost Turm von Sultan Bayezid II. und die beiden westlichen Türme von Sultan Selim II. Nur sehr wenige der Mosaiken aus dem 6. Jahrhundert sind in der Hagia Sophia (an den Decken der Nebeneingänge) erhalten geblieben. Die meisten dieser Mosaiken wurden im ikonasistischen Zeitalter (726-843) zerstört.
Die meisten der heute erhaltenen Mosaiken stammen aus dem 9. Jahrhundert oder aus späteren Epochen. Die Mosaiken außerhalb des eigentlichen Sakralraums blieben noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts sichtbar. Der mit Wandverkleidungen aus poliertem farbigen Stein und mit Mosaiken zu christlichen Bildthemen ausgestattete Innenraum blieb zum größten Teil unverändert. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die Kuppeln neu ausgemalt und die Wände mit einer Putzschicht bedeckt.
Sultan Abdülmecid (reg. 1839-1861) ordnete 1847 umfassende Sanierungsarbeiten für die baufällig gewordene Habia Sophia an und beauftragte den Schweizer Architekten Gaspare Fossati die Arbeiten gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Giuseppe bis 1849 ausführen. Die Bemühungen der Brüder Fossati richteten sich auf die Erhaltung der gesamten historischen Bausubstanz, nicht etwa auf die Restaurierung eines authentischen Originalzustands. So richteten sie die nach außen geneigten Säulen der Empore wieder auf, restaurierten die Gewölbe, rissen Anbauten ab, um auch den Außenbau wieder voll zur Wirkung kommen zu lassen. Sie setzten auch das Innere des Sakralraums wieder in Stand. Dabei legten sie auch die unter dem Mörtel verborgenen byzantinischen Mosaiken wieder frei und restaurierten sie. Nach der Sicherung und Bauaufnahme wurden die Mosaiken aber wieder überdeckt. Auch eine Sultansloge baute Fossati ein. Die sehr umsichtigen und behutsamen Restaurierungsarbeiten der Brüder Fossati haben die Hagia Sophia vor dem sicheren Verfall gerettet.
Gaspare Fossati (1809-1883) stammte aus Morcote im Tessin in der heutigen Schweiz. Er studierte Architektur in Venedig und Mailand und widmete sich nach dem Studium baulichen Altertümern in Rom. 1833 ging er nach St. Petersburg und war dort seit 1836 am Hofe des Zaren angestellt. 1837 wurde er nach Konstantinopel (Istanbul wurde noch bis 1930 offiziell so genannt) geschickt, um dort nach eigenen Plänen im klassizistischen Stil den Neubau der russischen Botschaft zu gestalten. 1845 trat er in die Dienste des Sultans über und leitete die Restaurierung der Hagia Sophia. Fossati baute gleichzeitig unmittelbar neben der Sultans Moschee die erste Istanbuler Universität. Im Anschluß an diese Projekte blieb er weiter in Konstantinopel und baute Kirchen, private Villen und öffentliche Gebäude für das Osmanische Reich.
1852 veröffentlichte Fossati ein Tafelwerk mit 25 kolorierten Zeichnungen der Hagia Sophia, was er Sultan Abdülmecid widmete. Die Radierungen wurden von dem belgischen Künstler Louis Haghe (1806-1855) als Meister seines Fachs lithographiert, weil er verstand, Stil und Ausdruck einer künstlerischen Vorlage ebenso wie kleinste Details in seine Reproduktionen zu übertragen. Dieser kostspielige Band wurde in London von der Kunsthandlung P. & D. Colnaghi verlegt, ist eines der prächtigsten Vedutenwerke des 19. Jahrhunderts und rückte die Hagia Sophia erstmals wieder ins Bewusstsein Europas.
Mit dem 20. Jh. begann der Niedergang des osmanischen Reiches. Es entstand die türkische Republik, dessen erster Präsident, M. Kemal Atatürk (Vater aller Türken), beschloss, die Moschee in ein byzantinisch-osmanisches Museum umzuwandeln. Im April 1932 begann man mit der Freilegung der Mosaiken.
Bis 1932 blieb die Hagia Sophia eine Moschee. Auf Anregung Atatürks wurde das Gebäude schließlich zum Museum säkularisiert. In dieser Zeit versuchte man auch den byzantinischen Eindruck wieder herzustellen, vor allem, indem die Mosaiken wieder freigelegt wurden. Man hängte auch die aus den 30-iger Jahren des 19. Jahrhunderts stammenden großen runden Holzschilde wieder auf, auf denen in arabischer Schrift die Namen des Propheten Mohammeds und der ersten vier Kalifen verzeichnet worden sind.
Die Hagia Sophia verfügt nicht nur über eine Vorhalle (Narthex), sondern über zwei Vorhallen, also zusätzlich zur ersten noch über eine zweite Vorhalle, den Exonarthex. Durch beide Hallen betritt man den Hauptraum. Alle Säulen des Innenraums sind mit prachtvollen Marmorintarsien besetzt. Der Marmor wurde hierzu im 6. Jahrhundert aus allen Teilen des byzantinischen Reiches herangeschafft.
Im Exonarthex finden sich ornamentale Mosaiken aus der Bauzeit der Hagia Sophie. Im Narthex sind Mosaiken aus dem 10. Jahrhundert erhalten geblieben, auf denen die Kaiser Konstantin I., Justinian II. sowie im Zentrum Maria mit dem Jesuskind dargestellt sind. Dabei halten Konstantin ein Modell Konstantinopels und Justinian ein Modell seiner Kirche in der Hand.
Im Narthex über dem Kaiserportal, dem Hauptzugang vom Narthex zum Hauptraum, der einst nur dem Kaiser vorbehalten war und dessen Rahmen aus Bronze ist, befindet sich ein schönes Mosaik gleichfalls aus dem 10. Jahrhundert, welches den thronenden Christus als Pantokrator und Kaiser Léon VI. (886-912) darstellt. Léon VI. erhält die Investitur göttlicher Weisheit.
Im Hauptraum beeindruckt vor allem die Kuppel mit 33 Metern Durchmesser und einer lichten Höhe von 56 Metern. Weitere Kuppeln und Halbkuppeln im Westen und Osten der Hagia Sophia bilden die gesamte Dachkonstruktion. An den vier Seiten sind die Engel mit Eraphim zu sehen.
Die Mosaiken unterhalb der Kuppel zeigen Engel. In der Apsis hat sich ein Mosaik mit der thronenden Mutter Gottes und den Erzengeln Gabriel und Michael aus dem 9. Jahrhundert erhalten. In früheren Zeiten waren alle Kuppeln und Decken mit goldgründigen Mosaiken bedeckt.
Auf der Empore der Hagia Sophia befindet sich ein Mosaik mit dem thronenden und segnenden Christus als Weltherrscher, Pantakrator.
Zwischen dem Kaiser Konstantin IX. und der Kaiserin Zoe ist die thronenden Maria mit segnendem Christuskind zu sehen, wie auch zwischen dem Kaiser Johann II. und der Kaiserin Irene. Das Deësis-Mosaik zeigt Jesus Christus mit der Mutter Maria und Johannes dem Täufer.
In der Hagia Sophia haben sich auch Ausstattungsstücke aus der muslimischen Zeit erhalten. So kann man ein Mihrab, eine Gebetsnische für den Imam, den Vorbeter, sehen. Der Mihrab zeigt auch die Gebetsrichtung nach Mekka an. In der Nähe der Apsis befindet sich eine Minbar, die „Kanzel“ einer Moschee. Erhalten hat sich auch eine Sultansloge aus dem 18. Jahrhundert.
Die Hagia Sophia hat auch eine große Empore, auf der sich sowohl während der byzantinischen Kaiserherrschaft, also auch zur Zeit der muslimischen Sultane, nur die Frauen aufhalten durften. Auf der Empore sind wertvolle Mosaiken aus dem 10. Jahrhundert und eine Deesis aus dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben.
Die Hagia Sophia steht heute auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO!
Die Hagia Sophia war nicht durchgehend eine christlich orthodoxe Kirche, sondern wurde in Folge des 4. Kreuzzuges, als christliche Kreuzfahrer 1204, angestiftet von geschäftstüchtigen Venezianern, das christliche Konstantinopel plünderten, auch bis 1261 als römisch-katholischen Kirche genutzt. Aus dieser Zeit haben sich auch noch Reste eines Glockenturms und das Grab Venezianischer Doge und des Anführer des 4. Kreuzzuges "Enrico Dandolo" erhalten.
Adresse: Hagia Sophia (Ayasofya) Sultanhmet, Fatih Istanbul
Telefon: +90, 212, 5221750
Web: https://muze.gen.tr/muze-detay/ayasofya
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten im Winter:
Dienstag bis Sonntag: 09:00-17:00 außer Montag
Eintrittspreise: Erwachsene ca. 30,-TL, Kinder bis 12 gratis gegen Ausweis
Öffnungszeiten sind im Sommer:
Dienstag bis Sonntag: 09:00-19:00 außer Montag
Gruppen ab 13 Gäste müssen bei den Führungen Headsets in Anspruch nehmen.
Koordinaten: 41° 0′ 31″ N, 28° 58′ 48″ E